Psychosomatik schult 100. Flüchtlingshelfer
Psychotherapeuten des Uni-Klinikums Erlangen sensibilisieren Helfer für Traumatisierungen – Bürgermeisterin Dr. Elisabeth Preuß lobt das Projekt
Seit Januar 2016 schulen die Mitarbeiter der Psychosomatischen und Psychotherapeutischen Abteilung (Leiterin: Prof. Dr. (TR) Yesim Erim) des Universitätsklinikums Erlangen in Kooperation mit dem Arbeiter-Samariter-Bund Regionalverband Erlangen-Höchstadt e. V. Flüchtlingshelfer. Das Ziel: die Sensibilisierung der Helfer für die psychischen Leiden Geflüchteter. Nun hat sich der 100. Teilnehmer für einen Kurs angemeldet. Aus diesem Anlass besuchte Dr. Elisabeth Preuß, Bürgermeisterin der Stadt Erlangen und Referentin für Soziales, Integration, Inklusion und Demografischen Wandel, das Uni-Klinikum Erlangen. Sie bedankte sich in ihrem Grußwort für die wichtige Arbeit der Psychotherapeuten und den Einsatz aller Flüchtlingshelfer. Begleitet wurde Dr. Preuß von Amil Sharifov, Gesamtkoordinator der Flüchtlingsarbeit der Stadt Erlangen.
Viele Flüchtlinge sind psychisch belastet. Sie leiden unter Posttraumatischen Belastungsstörungen, Depressionen, Angst- und Suchterkrankungen oder unklaren körperlichen Beschwerden. "Unser Versorgungssystem ist darauf nicht vorbereitet", erklärte die Leiterin der Psychosomatik, Prof. Erim. "Um diese Versorgungslücke zu schließen, stärken wir die Kompetenzen der Flüchtlingshelfer. Sie sollen in der Lage sein, Geflüchtete mit psychischen Belastungen besser zu identifizieren - zum Beispiel im Jobcenter oder in der Schule. Dadurch erhalten traumatisierte Flüchtlinge schneller die Behandlung, die sie brauchen." Geschult werden die haupt- und ehrenamtlichen Helfer von psychotraumatologisch erfahrenen Psychotherapeuten des Uni-Klinikums Erlangen.
Bei Geflüchteten mit Posttraumatischen Belastungsstörungen wird Vergangenes in bestimmten Situationen plötzlich wieder lebendig. Prof. Erim verdeutlichte: "Bei 30 Prozent lösen sich die Symptome aber allein dadurch auf, dass die Betroffenen eine verständnisvolle, stabilisierende Unterstützung erfahren." Yesim Erim und ihr Team ebnen den Weg dafür - und haben dabei auch die Gesundheit der Helfer immer im Blick: "Im Kontakt mit den Flüchtlingen hören die Helfer wieder und wieder traumatische Inhalte. Dadurch sind sie auch selbst gefährdet, eine Sekundärtraumatisierung zu entwickeln. Selbstfürsorge und Abgrenzungsmöglichkeiten sind deshalb wichtige Bestandteile unserer Kurse." Im Juni 2017 geht das Projekt in eine weitere Schulungsrunde.
"Ich danke Ihnen sehr für Ihr tolles Engagement", wandte sich Dr. Preuß an Prof. Erim und an die Schulungsteilnehmer. "Ich hoffe, dass Ihr Projekt vielen anderen Einrichtungen aus dem Bereich der Psychosomatik und der Psychotherapie ein Beispiel ist, und dass viele andere nachziehen."
Weitere Informationen:
Prof. Dr. (TR) Yesim Erim
Telefon: 09131 85-34596
E-Mail: yesim.erim(at)uk-erlangen.de